(c) Andrea Wagner
 

Anleitung

Kammweben wird durchgeführt - wie der Name ja auch schon sagt - mit einem Kamm. Der ähnelt tatsächlich einem Kamm, wie man ihn fürs Haarekämmen benutzen kann, ist aber deutlich grober und statt Zinken ist er unten nochmals durch ein Querholz begrenzt (also nix mehr zum Haarekämmen...). In den Zinken befinden sich mittig Löcher, durch die die eine Hälfte der Fäden eingelegt wird. Die andere Hälfte der Fäden kommt in die Schlitze.

So sieht mein gekaufter Webkamm aus: 

Auch wenn die Technik des Kammwebens an sich wesentlich einfacher ist als die des Brettchenwebens, kann die Beschaffung eines Holzwebkammes recht teuer werden. Daher hier was für die, die das Kammweben erstmal antesten wollen.

1. Wir bauen einen einfachen Kamm
2. Sonstige Materialien
3. Das Beziehen des Kammes
4. Das Weben
5. Tipps

1. Wir bauen einen einfachen Kamm

Als ich in einem Buch über das Kammweben las, war ich hochinteressiert, aber noch nicht bereit, viel Geld für das Webgerät auszugeben. Also bastelte ich mir, um die Technik überhaupt mal kennen zu lernen, meinen ersten Webkamm selbst. Die Materialien dazu sind wirklich nicht teuer und sogar ich als handwerkliches Nicht-Talent (siehe meinen Sprangrahmen *g*) habe ein ganz brauchbares Rähmchen hinbekommen, auf dem ich auch brauchbare Bändchen herstellen konnte.

Wir benötigen:
dünne Eisstielchen (nein! jetzt nicht Eislutschen! Die Dinger gibts trocken im 50er Pack im Bastelladen, sind halb so dick wie normale Eisstielchen)
eine dünne Holzleiste (1mm - gibts im Baumarkt, ihr könnt auch Zierleisten nehmen)
ein Kantholz in der Dicke der Eisstielchen, aber höchstens 1mm breit (optional)
Holzleim, Bohrmaschine mit dünnem Bohrer oder Dremel, Laubsäge, Lineal, Bleistift, Schraubzwinge, schwere Gegenstände zum Pressen

Als erstes muss man sich entscheiden, wie viele Fäden der spätere Webkamm fassen können soll, d.h. zuerst die Anzahl der Eisstielchen festlegen. Diese bestimmt auch die spätere Breite des Geräts. Wenn man jetzt noch die Zwischenräume der Eisstielchen hinzurechnet, weiß man, wieviele Fäden tatsächlich in den gesamten Kamm passen.
Bei den Eisstielchen markiert man nun die Mitte, legt einige übereinander und bohrt mit der Bohrmaschine ein Loch hinein.
Anschließend werden die gebohrten Hölzchen so nebeneinander gelegt, dass zwischen ihnen ungefähr ein Abstand ist, der die gleiche Breite hat wie die gebohrten Löcher. Jetzt weiß man, wie breit der Kamm wird und kann die Holzleiste in der gewünschten Länge zersägen, und zwar in 4 gleich lange Stücke.
Ist das getan, trägt man auf einer Holzleiste Leim auf und drückt die Holzstielchen so darauf, wie sie vorher ausgebreitet waren (darauf achten, dass die Teile möglichst parallel zueinander stehen!). Das lässt man dann erstmal ein wenig antrocknen. Anschließend kommt Leim auf ein weiteres Stück Holzleiste, auf die dann das andere Ende des Kammes, d.h. die offenen “Zinken” gedrückt werden. Wieder etwas antrocknen lassen. Die letzten 2 Stücke Holzleiste werden mit Leim versehen und auf die andere Seite des Kammes gedrückt, so dass sie quasi sandwichmäßig die Stielchen umfassen. Dieses ganze Gebilde lässt man nun unter Druck trocknen und hat danach einen brauchbaren Webkamm.
Wer es jetzt noch schöner haben möchte, kann zwischen die Eisstielchen in der Breite der Holzleiste das dünne Kantholz mitverleimen. Dies sorgt für geichbleibenden Abstand zwischen den Hölzchen und wenn man von oben auf den Kamm sieht, hat man keine Lücken.

Aber: Hinsichtlich der Webbreite stößt das Gerät schnell an seine Grenzen. Professionell hergestellte und vertriebene Webkämme können auf wesentlich weniger Breite wesentlich mehr Fäden unterbringen und erleichtern das Weben eines breiten Bandes enorm. Für diejenigen, die mal mit Kindern (ca. ab 8 Jahre) Kammweben möchten, sind selbstgebastelte Kämmchen ideal, weil es dort nicht wehtut, wenn ein Kamm mal kaputt oder verloren geht.
Eine Freundin von mir mit großem handwerklichen Geschick hat aus edleren Materialien einen wunderschönen Webkamm selbergebaut. Sie hat viel Zeit da rein investiert und das Ergebnis ist ein professionell hergestellter Webkamm.

Tipp: ein Webkamm kann für einen Websüchtigen Menschen ein schönes Geschenk sein - mit Holzbranding oder Malfarben kann man sowohl ein solch einfaches Gerät, wie das von mir hergestellte, aber auch einen Superkamm individuell verzieren.

2. Sonstige Materialien

Damit man nun endlich mit der Weberei beginnen kann, braucht man noch einige Sachen: Garn (für den Anfang am besten dickeres mercerisiertes Baumwollgarn), Schere, Gürtel, ein Messer zum Anschlagen, einen Platz zum Anbinden, eventuell noch ein Webschiffchen (sehr brauchbar und fix aus dicker Pappe gebastelt!) und ein Anknüpfstäbchen. Zum Ausmessen der Fäden 2 Stühle und Gewicht oder 2 Schraubzwingen.

3. Das Beziehen des Kammes

Wie man Fäden an einem Stuhl ausmisst, könnt ihr bereits in meiner Anleitung zum Brettchenweben entnehmen. Alternativ könnt ihr an 2 Seiten eines Tisches Schraubzwingen befestigen (aber immer was unterlegen, damit keine Dellen ins Möbel kommen!), und zwar so, dass sie mit den Zinken nach oben stehen. Diese Hilfsmittel erlauben einen schnellen Bezug mit relativ gleichlangen Fäden. Da man aber zum Kammweben wesentlich weniger Garn benötigt als zum Brettchenweben, kann man die Fäden auch einzeln ausmessen und abschneiden.

Jetzt schaut ihr in euren Musterbrief und zählt nach, wieviele Fäden euer Muster benötigt. Achja... ihr habt ja noch keinen Musterbrief... also mal schnell her damit:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

L

S

L

S

L

S

L

SM

L

S

L

S

L

S

L

Dies ist ein einfaches Streifenmuster, das sich beliebig erweitern oder verschmälern lässt. Wer sich jetzt nicht näher damit auseinandersetzen möchte, merkt sich einfach: dunkel durch die Löcher (L) und hell in die Schlitze (S, SM kennzeichnet den Schlitz in der Mitte und nichts anderes *g*), außer am Rand: da kommt noch je ein dunkler Faden durch einen Schlitz. Wichtig ist, dass das Muster auf beiden Seiten immer in einem Loch endet.

Achtet beim Beziehen darauf, dass die Fäden, die hinten aus dem Kamm wieder rauskommen, ungefähr gleichlang sind und noch nicht zu weit durchgezogen. Diese fasst ihr nun zusammen und macht einen Knoten, den ihr dann an einer Türklinke (oder wasauchimmer) befestigt - die Tür sollte zu sein und nicht benutzt werden. Jetzt führt ihr den Kamm die Fäden entlang - dadurch wird ein eventuelles Fadenwirrwarr ausgekämmt. Passt aber auf, dass kein Faden dem Kamm wieder entwischt! Seid ihr am unteren Ende angekommen, macht ihr wieder einen Knoten und zieht die ganze Sache probehalber mal straff - dabei sollten alle Fäden ungefähr gleichstark gespannt sein. Hängen Fäden durch, müsst ihr den Knoten nochmal aufmachen und die Spannung ausgleichen. Ist das gemacht, müsst ihr das Schiffchen beziehen bzw. eine Fadenschleife mit dem Schussfaden machen. Dieser hat am besten die Farbe des Randes (also hier dunkel).

4. Das Weben

Vom Aufziehen her ist ja bereits ein Ende des Garnes an ein festes Ende gebunden. Das andere Ende wird nun an der webenden Person befestigt, und zwar ähnlich wie beim Brettchenweben an einem Gürtel, den die Person trägt. Wer ein Anknüpfstäbchen hat, zieht den 2. Knoten über dieses und befestigt das Anknüpfstäbchen am Gürtel (dies hat normalerweise Schnüre zur Befestigung am Gürtel).

Jetzt setzt/stellt man sich so hin, dass die ganze Sache gespannt ist und der Webkamm in der Nähe der webenden Person ist und NICHT durchhängt. Dann kann mit dem Weben begonnen werden.

Schritt 1: Der Kamm wird nach unten gedrückt. Dadurch öffnet sich ein Fach, weil die Fäden in den Löchern mit nach unten wandern, die in den Schlitzen aber am Platz bleiben. In dieses Fach wird der Schussfaden eingelegt.

Schritt 2: Jetzt wird der Kamm nach oben gezogen und ein neues Fach öffnet sich. Mit dem Messer (oder dem Webschiffchen) schlägt man nun erstmal an und legt anschließend den Schussfaden ein.

Nun Schritt 1 und 2 immer abwechselnd wiederholen, dabei das Anschlagen nicht vergessen. Vor allem zu Beginn werden die Fäden auch durch den Kamm sehr weit auseinandergezogen werden. Daher ruhig den Schussfaden etwas fester anziehen, so dass schließlich nur noch die Kettfäden zu sehen sind. Das Band ist nämlich nur ein Bruchteil so breit wie der Webkamm!

Zuerst wird es wohl mühselig sein, ein sauberes Band hinzubekommen, aber spätestens ab der Bandmitte flutscht es dann und man hat eine zeit- und materialsparende Alternative zum Brettchenweben.

5. Tipps

Auch hier gilt wie beim Brettchenweben: achtet ein wenig auf Kontraste. Zu gleiche Farben lassen nur schwer irgendein Muster erkennen.

Auch in der Verwendung unterscheiden sich kammgewebte Bänder nicht von brettchengewebten.

Man kann mit einem Kamm auch so weben, dass der Schussfaden sichtbar bleibt. Dann bekommt man eine Leinwandbindung und bei sehr vielen Fäden eher ein Stück Stoff als eine Borte. Dieses Prinzip mit einem Webkamm findet man auch in einigen Webstühlen (meist als Tischwebstuhl für kleinere Läufer und Deckchen), bei denen ein Kamm als Litzenstab dient.