(c) Andrea Wagner
 

Sprang

Sprang ist eine Handarbeitstechnik, die bereits bei den Wikingern angewendet wurde und die ich mir nun neben dem Nalbinding beibringe. Mit Sprang kann man durch Verdrehen von Fäden hochelastische textile Strukturen herstellen. Je nachdem, wie die Fäden verdreht werden, kann die netzartige Struktur mal mehr und mal weniger dicht sein.
Leider gibt es nur wenige Ressourcen im WWW, die besten davon sind Phialas String Pages und die Seiten von Regia. Nach ersterer habe ich bereits vor zwei Jahren mit einfachsten Mitteln einen kleinen Sprang-Versuch gemacht und es funktionierte. Nun möchte ich mir fast ebenso lange schon einen solchen Sprangrahmen herstellen, wie ihn Phiala auf ihrer Seite beschreibt. Mein Ziel ist es, nach einigen Probestücken Brettchenweberei mit einer Sprangarbeit zu verbinden, wie bei den eisenzeitlichen Mützen aus einem norwegischen Moorfund, den man in Candace Crocketts Buch “Weben mit Brettchen” sieht.

Erst wenn’s pressiert, wird auch wieder geschafft...

Ganz abgesehen davon, dass wir bis zu Jürgens Geburtstagslager an Pfingsten und allerspätestens zum Keltenfest eine Woche später nun endlich unser Wikizelt inklusive Sonnensegel fertig haben wollten, hatte ich mir neben dem Weben einige textile Projekte für die beiden Lager vorgenommen. Jürgen war sehr interessiert an Sprang und ich Maulheld hab gesagt, dass ich auf seinem Lager einen weiteren Versuch zu sprangen starten wollte.

Der Rahmen und die Stäbe - oder: wie die Jungfrau zum Kinde

Jetzt fehlte mir noch immer der Sprangrahmen... also versuchte ich das, was ich eigentlich am wenigsten kann: ich betätige mich handwerklich. Textiles ja, aber irgendwas mit Holz? Außer Grillen besser nix... aber 2 Tage später soll das Lager sein!
Ab in die Werkstatt und mal geguckt, ob überhaupt passende Zutaten da waren. Phiala hat ja eine Bauanleitung (daher schaut dort für den Bau) und empfiehlt als Rahmen einen Rahmen, über den man normalerweise Leinwand für Gemälde spannt. Sowas steht bei uns nu net rum und der nächste Künstlerbedarf war erstens zu weit weg und zweitens hat man - falls die Handarbeit einem nicht zusagt - Geld gespart.
Juhu! Die Zutaten waren vorhanden - vier Leistenreste, die nun nur noch durch Verschrauben und/oder Leimen auf eine rechteckige Form gebracht werden mussten.
Aber bevor ich mich voller Tatendrang ans Rumschrauben machte, entdeckte ich in einer Ecke eine Alternative für den unbegabten Handwerker: Holzböcke! Die einfachen Dinger, die man wie eine Leiter ausklappen kann und mit denen man provisorische und tragbare Tische herstellen kann (für die Lagererfahrenen unter uns ein altbekanntes Teil). Diese Teile haben nun gleich 3 Vorteile:1. man muss keinen Rahmen mehr machen :-))) und 2. kann man sie hinstellen und muss sie nicht anlehnen - daher ist man frei mit seinem Arbeitsplatz :-) 3. man kann sie in jedem Baumarkt kaufen
Es gibt nur einen Nachteil: es sind einige unauthentische Metallteile dran, die man eventuell tarnen bzw. umändern müsste, aber das erfordert wieder handwerkliche Fähigkeiten...
Aber immerhin verkürzte das meine Arbeit auf einiges Rumsägen für die benötigten Stäbe: 2 als Spannhalterung im Rahmen, dafür verwendete ich einen Rundstabrest von ca 60cm, den ich in der Mitte durchsägte. Aus Holzdübelstäben fertigte ich fünf Haltestäbe von je 40 cm an - wofür die sind, seht ihr in der Anleitung... Mittlerweile weiß ich, dass dünnere und evtl. kürzere Holzstäbchen bestimmt besser sind. Die rutschen vielleicht erst etwas mehr als die geriffelten Holzdübel, aber man kann mit dünneren Stäbchen (z.B. Schaschlikspieße oder Holzstricknadeln) einfach besser arbeiten.

Update:
Nach der Lektüre des Buches “Sprang - Plaiting on streched Threads” von Peter Collingwood ist mir in Sachen Sprang einiges klarer geworden. Beispielsweise verwendete ich in meinem zweiten Probestück keine Stäbchen zum Anknüpfen, Fixieren oder Fadenaufnahme, sondern Fäden, meine Hände sowie einen Haken für die Abschlussarbeit. Der Haken war in dem Fall eine nicht authentische Häkelnadel. Die ganze Arbeit ging wesentlich leichter von der Hand und nur der Abschluss blieb fiddelig. Jetzt kann ich endlich mein Projekt “Haarnetz” starten. Vielleicht gibts davon wieder fotografische Eindrücke.

Anleitung von der Anfängerin für Anfänger
Da ich hier noch alles andere als perfekt bin, verweise ich die Sprang-Erfahrenen auf Phialas Seite - sie hat neben dem Anfängerworkshop auch einen Workshop für gemusterten Sprang.

 

Hier ein Band aus Sprang und ein Detail der Mittellinie. Diese ist das typische Merkmal einer Sprangarbeit. Das Band ist aus naturfarbener und mit Rotholz gefärbter Wolle und stellt mit knapp 50cm Länge nur einen Versuch dar. Das Band ist in der Querrichtung dehnbar.