(c) Andrea Wagner
 

Broschieren

Broschieren
Wie schon erwähnt, waren die meisten Bänder des Mittelalters broschiert, bzw. die Fundlage deutet auf eine verstärkte Verwendung dieser Technik hin. Auf einer meist einfarbigen Grundfläche (Schnurbindung oder Köper) wird mit einem zweiten Schussfaden - meist aus Metall bestehend - gearbeitet. Dabei wird der Schussfaden fast wie beim Sticken eines Vorstichs aus dem Schussfach hinaus über die Bandoberfläche geführt. Die Technik ist nicht besonders schwer, sondern nur sehr zeitaufwendig. Prinzipiell kann direkt von WebanfängerInnen broschiert werden, sofern sie der langsame Arbeitsprozess nicht abschreckt.

erstes Broschurband

Mein erstes Probeband mit verschiedenen Broschiermustern und Broschierschüssen
Grundgewebe: Schappseide Nm11
Broschierschüsse: Realseide Nm11 zweifach in gelb, Madeira Metallic vier- und dreifach
gewebt 2003/2004
Wie man unschwer erkennen kann, sahen die ersten Gehversuche im Broschieren noch sehr dürftig aus. Erst beim Nachweben des langen Musters Nr.6 aus den Birka-Funden bekam ich allmählich Routine.
Rechts ein Detail aus dem Birka-Muster.

Birka
Birka 23

Birka Nr.22(?) nach Vorlage von Geijer
Grundgewebe: Realseide Nm11
Broschierschuss: Realseide Nm11, goldgelb, dreifach gelegt
Gewebt 2004/2005
Da bei dem Originalfund keine Randverzierung mit angegeben war, habe ich mich für einen einfachen broschierten Rand entschieden.
Sowohl das als auch das verwendete Material sind meine eigene Interpretation.
Hier ein Detail - draufklicken für das komplette Bandstück

Ranke nach Fund aus Memmelsberg bei Bamberg, 12. Jahrhundert
Grundgewebe: Schappseide Nm11
Broschierschuss: Madeira Nr.10 , goldfarben
Vorlage aus Nancy Spies: Ecclesiastical Pomp
Das Original war aus bräunlicher und gelber Seide und broschiert mit Silber.

Memmelsberg

 

 

Anmerkung:

Neben broschierten Bändern findet sich für das Mittelalter lediglich noch eine große Zahl von Bändern in Köpertechnik. Schnurbindungen sind selten. Eine Vermutung wäre, dass sich broschierte Bänder aufgrund des verwendeten Metallfadens besser erhalten haben - Band vergeht, Metall bleibt. Dazu kommt, dass solch kostbare Dinge im sakralen Bereich verwendet wurden und dort sorgsam aufbewahrt wurden.

Ich selbst habe aus Kostengründen noch nie mit echtem Gold- oder Silberlahn gearbeitet (würde aber gerne :o) ) und verwendete bisher entweder kontrastierende Seide oder Kunststoff-Metallfäden als Broschierschuss. Wer gerne Echtmetall möchte - ist kein Problem, nur eine Kostenfrage.