(c) Andrea Wagner
 

Missed Hole

Missed Hole
Hier möchte ich Bänder zeigen, bei denen 1 oder mehr Löcher bei den Musterbrettchen frei gelassen wurden, um einen bestimmten Effekt zu erzielen. Dazu gehört das Missed Hole, bei dem 1 Loch frei bleibt aber auch die 0-2-0-1-Technik (oder “Hochdorftechnik”), bei der 2 Löcher frei bleiben.
Eine Sondertechnik, bei der mit 2-Loch-Brettchen bzw. speziell gelochten Vierlochbrettchen gewebt wird, habe ich zunächst auch hier untergeordnet.

MH-Hochdorf

“Hochdorf”, Baumwolle Nr.10
gewebt 2002/2003
Ich habe diese Brettchenwebtechnik auf dem Webertreffen 2002 von Guido Gehlhaar gelernt. Dies ist ein von mir entwickeltes Muster, dass sich an das Zinnenmäandermuster aus dem Grabfund von Hochdorf anlehnt. Unterschiede zum Original sind sowohl Webtechnik als auch Material, Farben und einige Mustererweiterungen

Das sind die übrigen Muster des Missed-Hole Bandes, die Guido entworfen hat. Hier nochmals vielen lieben Dank für den tollen Workshop, Guido:-)
Zum Betrachten die Minibilder einfach anklicken.

Zweilochgewebe
Bänder, bei denen nur 2 Löcher bezogen werden, kommen auch im historischen Kontext häufig vor. Das in Weberkreisen bekannteste rekonstruierte Muster ist wohl das Zinnenmäander aus den Hochdorf-Funden (s.o. meine 3-Loch-Variante).
Obwohl man von der Fadenzahl deutlich eingeschränkt ist und auf de 2-Farben-Ebene arbeitet, bringen Zweilochgewebe neben schönen Mustern auch interessante Webstrukturen hervor.
Ich habe bis dato zwei Versionen von Zweilochgeweben ausprobiert. Zum einen die Variante, wie sie auch in den Bändern von Hochdorf vorkommt, nämlich mit 2 Fäden in diagonal gegenüberliegenden Brettchen. Zum anderen die Variante mit speziellen 2-Loch Karten, bei denen sich die Löcher direkt gegenüber stehen.
Verwirrenderweise werden beide Methoden als Stippengewebe/stippeltjes weevsel bezeichnet, da neben dem Muster immer Punkte der anderen Farbe an der Oberfläche zu sehen sind. Allerdings ähnelt die erste Variante mehr der Köperstruktur und Mustergebung von “normalen” Diagonalen, während die zweite Variante ripsbindig ist - ähnlich Kammgeweben.

Südamerikanische Muster nach Marijke van Epen
Leinen Nm 10/2
gewebt 2003/2004 mit Zweilochbrettchen
Da ich nur gelegentlich mal zu der Arbeit griff, habe ich ziemlich lange für dieses Band gebraucht.
Dies ist Variante 2 des Zweilochwebens, die mit anderen als den üblichen Brettchen gewebt wird.

Stippeltjeswefsel
Bathilde

Variante 1 des Zweiloch-Gewebes.
Leinen Nm 10/2
Diese Webart entspricht der der Zweilochgewebe, die in Hochdorf gefunden wurden, aber auch noch z.B. in der Merowingerzeit nachgewiesen wurden.
Hier eine Nachbildung des Musters eines Bandes, aus dem Grab der Merowingerkönigin Bathilde (7. Jahrhundert n. Chr.).

Da es sich um ein Probeband handelte, habe ich noch mit Mustern aus dem Formenschatz der Eisenzeit experimentiert, um die Technik zu vertiefen.
Am Kessel in Hochdorf/Enz beispielsweise wurde ein Brettchengewebe mit Hakenkreuzen gefunden (Objekt 44). Für dieses kleine Probeband habe ich die ursprünglich drei schachbrettartig nebeneinanderliegenden Musterpartien auf eine verschmälert.
Leider ist das Motiv des Hakenkreuzes heute sehr negativ belegt. Dieses wiederwärtige Gedankengut der NS-Zeit teile ich in keinster Weise!

keltische Muster
Hochdorf

Zinnenmäander-Muster aus Hochdorf
Wolle 20/2, teils pflanzengefärbt
gewebt September/Oktober 2005
Inzwischen funktioniert das mit der Zweilochtechnik ganz gut und so habe ich für eine Veranstaltung im Oktober 2005 ein kurzes Band mit dem mittlerweile recht bekannten Muster aus dem Fürstengrab in Hochdorf gewebt. Ich habe mich dabei bemüht, entsprechend der Fundlage die Rauten so quadratisch wie möglich zu machen.
Den Musterbrief habe ich mir bereits vor einigen Jahren selbst erstellt. Zwei bekannte Weber haben ihre Interpretationen des Musters in zwei bekannten Mittelalterzeitschriften veröffentlicht.
Näheres zu dem Band erfährt man in der Publikation Hochdorf III von Johanna Banck-Burgess.